Abend, komm der einen Seele,
die ich habe ohne Wahl,
daß ich sie dem trunknen Gral
deines Opferschanks vermähle.
Bringe fließend um sie trüber
nicht ein Wissen, daß ich bin,
ach, es geht der Meingewinn
immer in Verwerfung über.
Und der ungehemmte Fluß
geht die Ufer schneller hin,
als den Kelch sie trinken muß.
Niemals bin ich jener reinen
Sonne Schild im Widerscheinen,
Blätter, wenn sie hangen dicht,
dunkeln, wie ich dunkle, nicht,
der da bleicht aus Jahrgebeinen.
Jenem Schein, der widerfährt,
wenn das Licht zum Ursprung nieder
tauchend netzt die wachen Lider,
trägt er ziellos nach den Herd.
Daß der Brand nicht scheinlos glüht,
laß die Hüllen dichter wallen,
Gluten, die hier ungewillt
mit dem Staub in nichts zerfallen,
tränen tauschwer ungemüht
doch mit Segen ins Gefild.
Konrad Weiß, 1920
Aus der Sammlung Wanderer in Tagen
franz schaaf am 27. Dezember 15
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„Es ist kein Trost...
Das Land scheint dir so weit und ganz zerbrochen,
die weißen Berge gleich dem schweren Rest
von einem Himmel, den du nie besprochen,
und der, je mehr du sprichst, dich werden läßt
gleich einer Spur, die sich aus ihm verlor,
und die du kennst, wenn dir im Herzen fror.
So geh nun fort, und was umsonst bestritten,
du Tag und Nacht, was schon um Licht verdorrt,
was du gelebt, was du dir selbst inmitten
gelöst, du Mensch, im stets zerbrochnen Wort,
auf dunkler Spur mit unhörbaren Schritten
gewinnt die Zeit ihr Licht, geh mit ihr fort,
noch blüht zur stillen Nacht die Spur so frisch
wie alle Ernte auf dem Ladentisch.
franz schaaf am 27. Dezember 15
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